Außerhalb unseres Kindergartens befindet sich, seit dem Jahr 2009, in einem nahe gelegenen Waldstück unser Waldkindergarten.
Immer an der frischen Luft…
Geschichte des Waldkindergartens
Der pädagogische Hintergrund der Waldgruppe liegt in dem Konzept der „Waldkindergärten“ begründet.
In den 50er Jahren lebte in Dänemark eine Mutter, die mit ihren Kindern zum Spielen und zur Naturbeobachtung täglich in den Wald ging. Die Nachbarskinder schlossen sich bald an und die Kinderschar vermehrte sich. Kurze Zeit später gründete eine Elterninitiative den ersten Waldkindergarten. Der erste deutsche Waldkindergarten wurde vor über 30 Jahren gegründet. Mit Beginn der 90er Jahre fanden Wald- und Naturkindergärten immer größeren Anklang. Inzwischen gibt es über 200 solcher Einrichtungen in Deutschland.
Unser Kindergarten hat seit dem Kindergartenjahr 2009 das pädagogische Angebot mit einer Waldgruppe erweitert.
Durch das Angebot der Waldgruppe haben die Kinder im Wald die Chance, sich in natürlicher Umgebung körperlich, geistig und seelisch gesund zu entwickeln.
Die Waldgruppe ist unter freiem Himmel, ohne Dach und Wände. Die Kinder erleben diese Zeit in der Natur, in Wald, Wiese und Flur. Jeder Erwachsene, der sich an seine Kindheit erinnert, weiß, dass es kaum etwas Schöneres und erlebnisreicheres gab, als draußen zu spielen. In einer heute sehr konsumorientierten und durch Hektik und Termine bestimmten Gesellschaft eine Erfahrung die leider nicht mehr überall genügend Platz im Alltag finden kann…
Die Waldgruppe besteht aus bis zu 20 Kindergartenkindern im Alter von 3 bis 6 Jahren.
Die Gruppe geht täglich und ganzjährig mit zwei Erzieherinnen in den Hambucher Wald und verbringt dort den ganzen Vormittag in freier Natur. Im Lager findet sich ein Toilettenhäuschen und ein Bauwagen der als Notunterstand je nach Wetterlage dient und zudem mit verschiedenen Materialien, wie z.B. Bücher, Malstifte, Werkzeuge, Lupen und einem 1.Hilfe-Koffer ausgestattet ist.
Bei unzumutbaren Wetterbedingungen wie Sturm oder Gewitter stehen für die Waldkinder selbstverständlich die Räumlichkeiten unserer Einrichtung zur Verfügung. Auch sind die Kinder in der restlichen Betreuungszeit vor und nach dem Waldkindergarten im Kindergarten zu finden.
Ein ganzes Jahr im Wald...? Wozu eigentlich?
Der Wald als Lehrer
In der freien Natur haben die Kinder die Möglichkeit sich selbstständig, ohne Zeitdruck und Einengung zu bewegen. Sie lernen schon im Kindergartenalter die Natur in ihrer großen Vielfalt kennen und schätzen. Die verschiedenen Jahreszeiten werden im Wald bewusster wahrgenommen. Wie verändert sich die Natur (Früchte, Beeren, Tiere, Düfte…).
Welche neuen „Schätze“ bringen uns die verschiedenen Jahreszeiten und wie gehen wir damit um? Ökologische Zusammenhänge und Vernetzungen werden bewusst wahrgenommen, erlebt und dadurch wertschätzend erfahren. Die Kinder erleben hier ihr Spiel und ihre Bewegung im Freien, in natürlicher Umgebung. Als „heimischer Lehrer“ bietet der Wald sehr günstige Bedingungen für eine gesunde Entwicklung der Kinder. Sie finden hier einen idealen „Raum“ um Kind zu sein.
Spielen bekommt eine andere Bedeutung
Spielen ist ein elementares Bedürfnis des Kindes. Es ist ihre Art, sich die Welt anzueignen und dabei eigene Kompetenzen zu entwickeln. Es ist Grundvoraussetzung zum Lernen.
Wenn aber das Spiel immer weniger von den Bedürfnissen und Phantasien eines Kindes und stattdessen immer mehr von Fertigprodukten, Spielsachen und deren Vorgaben geprägt werden, dann ist es von großer Bedeutung, mehr Freiräume für die Kinder zu schaffen zu sich selbst zu kommen….!
Im Wald bekommt Spielen eine andere Bedeutung. In der Waldgruppe spielen die Kinder mit lebendigem Materialien, welche sie sich zum einen selbst zusammen suchen müssen und zum diese zum anderen keine bestimmte Funktion vorgeben.
Hierbei wird die Kreativität, Phantasie und das Vorstellungsvermögen eines Kindes auf natürliche Weise angeregt. So wird aus einem Stock eine Angel, aus dem Baumstumpf ein Hocker oder aus vielen, vielen Ästen, Moos und Blättern gemeinsam ein Haus gebaut. Da kein vorgefertigtes Material in Wald und Wiese vorhanden sind, ist hier der eigene Ideenreichtum gefragt und Denkprozesse werden angeregt.
Wie kann ich ein Auto herstellen, oder was dient als Puppe im Spiel? Fragen die sich gerade nach der Eingewöhnungszeit im Wald sehr schnell mit viel Kreativität und vielen helfenden Händen in Luft auflösen.
Durch die eigene Herstellung verschiedenster Werke schulen die Kinder ihre Fingerfertigkeit. Dabei versteht sich von selbst, das diese selbst hergestellten Materialien welche so manches Mal mit einem hohen Zeitaufwand und mit viel Mühe entstanden sind, bei den Kindern auf große Wertschätzung stoßen.
In der heutigen Zeit der Reizüberflutung mit „Schlaraffenlandeffekt“ eine bedeutsame Erfahrung für die Kinder, die ganz neue Impulse weckt und neue Fähigkeiten entdecken lässt.
Soziale Aspekte und Sprache
In der freien Natur sammeln die Kinder die Erfahrung, wie wichtig und notwendig soziale Aspekte wie Kooperation, Hilfsbereitschaft und ein gutes Miteinander sind. So fällt es beispielsweise schwer, ein Auto zu bauen, wenn niemand die Äste dazu festhält, die das Kind miteinander verbinden möchte, oder ein Haus zu bauen ohne jede Hilfe.
Und wie wertvoll ist die Erfahrung eine helfende Hand zu haben, wenn gerade noch etwas verunsicherte Kinder einen Hang hinunter gehen möchten oder sich anderen Herausforderungen stellen. Die Erfahrung von Gemeinschaft und Kooperation werden im Wald groß geschrieben und sind unabdingbar.
Es sind Werte die im täglichen miteinander geprägt und als selbstverständlich erlebt werden. Kooperation macht sich in der freien Natur auch positiv in der Sprachentwicklung der Kinder bemerkbar, da diese auch viele Absprachen und gegenseitigen Austausch erfordert .
Was habe ich vor? Welche Ideen habe ich bereits und wie genau kann Paul mir dabei helfen? Was können wir tun damit dies gelingt? Mitteilungen, Absprachen und auch Diskussionen über verschiedenen Vorgehensweisen entstehen und fordern die Kinder gleichzeitig dazu heraus, Kompromisse einzugehen. Erlebnisse, egal ob positiv oder auch schon einmal negativ besetzte, erwecken das Bedürfnis sich anderen mitzuteilen.
Auf dem täglichen Streifzug durch die Natur begegnen Kinder immer wieder neuen Herausforderungen im sozial-emotionalen, kognitiven und motorischen Bereich. Es erfordert viel Mut, Neues auszuprobieren, dabei fällt es dem einen Kind vielleicht leichter als dem anderen, doch der Drang sich diesen Herausforderungen zu stellen und sei es durch die Motivation der anderen, ist groß. So können die Kinder Stück für Stück im täglichen Erleben/Erfahren ihre persönlichen Handlungskompetenzen in den verschiedenen Bereichen erweitern und somit ihre eigenen, oft neu entdeckten Fähigkeiten kennen und einschätzen lernen.
Bewegung
Der Wald bietet so auch geradezu die besten Voraussetzungen sich zunehmend im motorischen Bereich weiter zu entwickeln, denn hier sind die Impulse sich koordiniert bewegen zu wollen groß.
So laden beispielsweise umgefallenen Baumstämme zum Klettern und Balancieren, Büsche zum Verstecken, Hänge zum Robben und Tiere zum Nachahmen ein. Der vielfältige Bewegungswechsel auf den sich ständig wechselnden Bodenbeschaffenheiten fordert den Körper zu mehr Ausdauer/Kraft heraus und fördert die Geschicklichkeit der Kinder( siehe auch Punkt 8.1).Die Natur bietet den Kindern durch ihren großen (Spiel-)raum die Möglichkeit, Aggressionen ab und neuen Stress erst gar nicht aufbauen zu lassen. Je mehr Möglichkeiten die Kinder zum Bewegen haben, desto größer ist ihr Lernvermögen und desto ausgeglichener ist die Psyche.
Sinneswahrnehmung
Kinder entdecken und erleben die Welt über ihre Sinne. Im Wald werden alle Sinne direkt angesprochen und durch Primärerfahrungen geschult. So werden schon kleinste Veränderungen in der vertrauten Umgebung sofort von den Kindern wahrgenommen und hinterfragt (neue Tierspuren, andere Gerüche..).
Die Natur- ein Wellnessbereich:
Zum einen bedeutet dies Wellness für den Körper: Durch das tägliche Spiel an der frischen Luft wird das Immunsystem gestärkt und Krankheiten wird vorgebeugt. Hier gibt es keine trockene Heizungsluft, die das Abwehrsystem schwächt und somit das Viren/Bakterienwachstum begünstigt.
Zum anderen bedeutet der Aufenthalt in der Natur Wellness für die Seele: Die Ruhe bietet den Kindern einen Erholungsort, denn hier ist Zeit und Raum um Stille zu erfahren und so zur Ruhe zu kommen. Eine Erfahrung die in einer heute sehr lauten, hektischen und oftmals reizüberfluteten Welt eher selten geworden ist.